diesmal von Harry
Da wir immer noch angeschlagen sind gibt es nicht viel neues zu berichten, also plauder ich heute mal aus dem Nähkästchen und erzähle von unseren Erfahrungen in der Kitschbude.
Der neue Probenraum, die Kitschbude, ist ein ehemaliger Kiosk mit Wartehalle im Bochumer Stadtteil Gerthe. Ihren Namen hat die Kitschbude nicht, weil dort Seidenblumen, Bilder von röhrenden Hirschen, verblichene Bilder des Papstes und Zimmerspringbrunnen verkauft wurden, vielmehr verdankt sie den Namen ihrem ersten Besitzer. Dieser hieß mit Nachnamen Kitsch mit Vornamen F Punkt und war Bergmann. Die Bude erhielt er als Wiedergutmachung für einen Arbeitsunfall…
Sie war beliebter Treffpunkt der Püttkumpels um schnell noch ein Bierchen zu zischen vor oder nach der Schicht auf Lothringen. Bis 1997 wurde die Bude noch als solche genutzt. Danach stand sie lange Zeit leer bis der Bochumer Kulturrat sie zur Nutzung dem Musikertreff Ruhr im Jahr 2011 übergab. Von 2011 – 2014 war sie dann beliebter Treffpunkt für Musiker aus dem Ruhrgebiet. Auch ich habe dort meine Bühnenfestigkeit gelernt. Monatliche Sessions boten dazu die Gelegenheit. Der MTR veranstaltete dort auch regelmäßige kleine aber feine Konzerte. Leider wurden die finanziellen Mittel seitens der Stadt gekürzt und die Miete wäre zu hoch für den MTR gewesen. Wir hatten aber das Glück, dass dieses Kultur- und Architekturdenkmal dann als Proberaum zur Nutzung freigegeben wurde… Wer probt schon in einem Denkmal?
Die zentrale Lage an einer Hauptstraße und die relativ schlechte akustische Dämmung des Raumes sind allerdings schon mehrfach Grund für angenehme Störungen gewesen. Teils charmant, teils skurril.
Anfang des Jahres stand zum Beispiel auf einmal eine nette ältere Dame im Raum, als wir grade versuchen zu klären ob wir Dead Flowers in C, D oder G spielen. Die Dame erzählte uns, dass sie auch Gitarre spielt und fing gleich an unsere Instrumente zu überprüfen, ob eins wie ihrs dabei sei. Leider wurde sie nicht gleich fündig. Danach erzählt sie uns, dass sie gern Kirchenlieder spielt und fing auch gleich an die Melodie von LaCrima zu summen.
Noch zu Sessionzeiten im Hochsommer kamen auch mal 3 Jungs, lass sie mal so 16/17 Jahre alt gewesen sein, vorbei. Sie fragten „ob das Jessies Party da drin sei?“ Wir verneinten und fragten ob wir weiter helfen können. Sie sagten dann, dass sie zu Jessies Party wollen und diese in Gerthe ist. Genauere Angaben konnten sie nicht machen. Zur belustigung der umstehenden Musiker habe ich dann nur geantwortet, dass diese Jessy ja eine Hammerbraut sein muss, wenn die Jungs ’ne Party suchen, zu der sie keine Adresse haben.
Ansonsten geht in Bochum alles mit Hochdruck so weiter wie in Castrop. Wir proben bis die Finger qualmen und die Mikros überhitzen und zur Belohnung dürfen wir dann bald auch wieder raus… spielen 😉
Rock on! Euer Harry